Donnerstag, 4. Februar 2021

Wie ein Bad Wünnenberger Dorf schöner und sicherer werden soll

Haaren, in dem der größte Teil der Bad Wünnenberger Gewerbesteuern erwirtschaftet wird, sei lange vernachlässigt worden. Das meint die SPD und sucht die Debatte im Stadtrat.

Bad Wünnenberg-Haaren. Wenn Bad Wünnenbergs Kämmerer Friedhelm Wächter die städtischen Einnahmen sortiert, wird schnell klar, wo ein Großteil des Geldes durch Gewerbesteuern erwirtschaftet wird: in Haaren. Der Ort, der dem Autobahnkreuz an A 33 und A 44 seinen Namen gibt, ist aufgrund seiner verkehrsgünstigen Lage unangefochten der Top-Wirtschaftsstandort unter den sieben Orten im Stadtgebiet. Die Bad Wünnenberger SPD fordert nun, dass der 2.500-Einwohner-Ort aber selbst auch mal von den sprudelnden Millionen profitieren müsste die zwischen Piepenberg und Graf-Zeppelin-Straße erwirtschaftet werden.

"Es muss im Ort was passieren, das höre ich von vielen Seiten", sagt Thomas Cedro, der für die Genossen bei der Kommunalwahl in Haaren mit acht Stimmen Vorsprung überraschend ein Direktmandat für den Stadtrat gewonnen hat. Seit den 70ern sei an vielen Stellen nichts mehr passiert, bemängelt er. Schiefe Bordsteine, Straßen mit Schlaglöchern, fehlende Straßenbeleuchtung, Stromleitungen noch oberirdisch - die SPD findet's unterirdisch.

Ein "Konjunkturpaket für Haaren" hält SPD-Fraktionschef Stefan Stachowiak für notwendig. "Wir haben das Thema seit 2019 auf der Agenda und schon so manche Ortsbegehung gemacht", sagt er im NW-Gespräch. "Haaren ist prädestiniert für eine umfassende Dorferneuerungsmaßnahme." In der kommenden Sitzung des Verkehrsausschusses am Dienstag, 16. Februar, wollen die Genossen nun sehen, wie die anderen Fraktionen die Lage bewerten.

"Bei den Anwohnern gibt es eine große Unzufriedenheit"

Die SPD hat drei Anträge gestellt, die Haaren nach vorne bringen sollen. Zunächst soll die Verwaltung beauftragt werden, in ein Planungsverfahren zur Dorferneuerung einzusteigen und Fördermöglichkeiten zu eruieren. In der Begründung heißt es, Gemeindestraßen und Bürgersteige im Bereich Sebastianstraße, Vitusstraße und Dr.-Ricken-Straße seien teilweise "in einem desaströsen Zustand" und in Abschnitten sei die "Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben". Stachowiaks Team konstatiert: "Bei den Anwohnern gibt es eine große Unzufriedenheit." So hätten manche Haarener schon geunkt: "Wir müssen wohl erst den Vogel beim Kreisschützenfest abschießen, damit hier etwas in Gang kommt", berichten Cedro und Stachowiak.

Der Ärger staue sich auch deshalb auf, meint Cedro, weil bereits feststehe, dass die Gewerbeansiedlung neben dem Netto-Lager zunehme und der Regionalplan noch Potenzial für weitere Gewerbefläche im Ort vorsehe. "Die Belastung durch Verkehr im Ort steigt und über Jahre passiert nichts. Da entsteht das Gefühl der Vernachlässigung", meint Stachowiak.
 

 Die Kreuzung der Bürener Straße (von links nach rechts) mit der Graf-Zeppelin-Straße und der Auffahrt zur B 480 soll nach Wunsch der SPD-Fraktion zu einem Kreisverkehr ausgebaut werden. | © Jens Reddeker

Anträge für den Verkehr

Um den Verkehr sicherer zu machen, legt die SPD im Ausschuss zwei weitere Anträge vor. So soll als wichtigste Maßnahme möglichst ein Kreisverkehr im Kreuzungsbereich Bürener Straße/Graf-Zeppelin-Straße/B-480-Anschluss entstehen. Die Stadt soll beim Landesbetrieb Straßen NRW dazu eine Prüfanfrage stellen. Zudem soll das künftig erweiterte Gewerbegebiet Piepenberg vom Ortsausgang Haaren (Netto-Laden) mit einem Geh- und Radweg angebunden werden. "Wenn demnächst auch das Baugebiet Schriepenscherf kommt und am Piepenberg mehr Betriebe sitzen, wird die Kreuzung noch mehr zum Knotenpunkt", befürchtet Thomas Cedro.

Ein Kreisverkehr würde nach Meinung der SPD für einen besseren Verkehrsfluss sorgen. Der Geh- und Radweg soll für Sicherheit sorgen. Arbeiter, die schon jetzt zu Fuß oder per Rad zum Netto-Lager unterwegs sind, müssen sich die Straße ungeschützt mit Autos und Lkw teilen. "Schon jetzt arbeiten Menschen aus Haaren dort, die nicht mit dem Auto hinfahren. Und wenn wir den Radverkehr fördern wollen, muss es eine sichere Zuwegung geben", fordert Cedro.

Sperrung soll Ortskern entlasten

Für Sicherheit und mehr Ruhe in Haaren soll der dritte SPD-Antrag sorgen. Er fordert die Stadt auf, eine Sperrung der Ortsdurchfahrt für den Schwerlastverkehr zur Prüfung an die zuständigen Behörden in die Wege zu leiten. Cedro berichtet, es seien bis zu 1.000 Lastwagen täglich im Ort gezählt worden. Auch hier treibt die Genossen die Sorge um, wie viele es werden können, wenn das Gewerbegebiet erstmal erweitert ist. Durch die Sperrung soll erreicht werden, dass der Schwerlastverkehr über die Graf-Zeppelin-Straße geleitet wird und die Ortsdurchfahrt entlastet.

Wie weit die SPD-Anträge führen, wird die Sitzung des Verkehrsausschusses zeigen. Mehrheitsfraktion ist die CDU von Bürgermeister Christian Carl mit 18 von 32 Sitzen.

Jens Reddeker
04.02.2021 Neue Westfälisch

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