Sonntag, 25. April 2021

Leserbrief zum Artikel vom 12.3. im Westfälischen Volksblatt

Zu dem Artikel: „Heimatverein Haaren sieht Ortsteil Haaren durch wachsendes Industriegebiet zu stark belastet“ vom 12.3.

 

Dieser Artikel spricht mir und sicherlich vielen Haarenern aus der Seele. Der Regionalplan OWL hat Diskussionen und weitere Meinungsäußerungen ausgelöst: „Haaren braucht eine Perspektive“ (WV 30.1.), „Verbesserungen für Haaren gefordert - Anträge der SPD befürwortet" (WV 18.2.). Der Heimat- und Verkehrsverein fordert uns zur Stellungnahme bei der Bezirksregierung auf.Ich unterstütze dies, effektiver noch wäre eine Stellungnahme des Stadtrates!

Die geplante enorme Erweiterung des Industriegebietes in Haaren überfordert den Ort. Das geplante Gebiet umfasst Acker- und Weideflächen bis direkt an das Landschaftsschutzgebiet Bürener/Haarener Wald. Die Zerstörung der Landschaftsstruktur bedeutet ein weiteres Abschneiden des Waldes als Naherholungsgebiet. Niemand will erst durch ein Industriegebiet wandern. Zudem wurde bereits das bisherige Gewerbegebiet auf Kosten von Wiesen bis an die Wewelsburger Str. und den Glaserweg, also direkt bis an die Wohnbebauung vergrößert. Auch der Ausweichsportplatz wird zur bebauten Gewerbefläche. Es bleibt jeweils nur ein 5 m breiter Grünstreifen zu den Wohnhäusern.

Die Lage Haarens am Autobahnkreuz mag für die Industrie günstig sein, für die Wohnbevölkerung bedeutet das schon jetzt eine enorme Belastung durch Straßenlärm, Luftbelastung, innerörtlichen LKW-Verkehr und die Zäsur der Landschaft. Die Autobahnen und das vorhandene Industriegebiet erschweren schon jetzt die Nutzung der ortsnahen Landschaft zur Erholung.

Die Ausweisung des Gebietes als GIB im Regionalplan macht es zu einem Vorranggebiet für emittierende Industrie- und Gewerbebetriebe mit hohem Störungspotential. Nur Ausnahmsweise können hier gewerbliche Nutzungen mit geringerem Störungspotential geplant werden. Dies bedeutet eine weitere große Belastung.

Ich widerspreche der Einordnung des Haarener Gewerbe- und Industriestandorts als Ort mit regionaler Bedeutung. Dagegen wird dem in Büren, Salzkotten und Paderborn/Mönkeloh nur lokale Bedeutung zugemessen. Das bedeutet für Haaren die Schaffung einer interkommunalen Wirtschaftsfläche. Das heißt, Haaren wird Sammelplatz für emittierende Industrie mit erheblichem Störpotential. Andere Kommunen können damit derartige Industrie nach Haaren auslagern und dadurch ihre Wohnqualität erhalten. Meiner Meinung nach besteht dafür auch gar kein Bedarf, da alle umliegenden Kommunen über erweiterbare Gewerbe- und Industriegebiete verfügen.
Da das GIB ausschließlich emittierendem Gewerbe vorbehalten ist, müssen ortsansässige Gewerbebetriebe im Ortskern, im allgemeinen Siedlungsgebiet (ASB) ansiedeln oder erweitern.

Ein weiteres Argument ist die innerörtliche Verkehrsbelastung. Schon jetzt sind im Ort die Paderborner/Fürstenberger, Bürener und Wewelsburger Straße überfordert durch den LKW-Verkehr. Außerdem gibt es hier keine Radwege. Entlang der Bürener Straße ist es für Radfahrer und Fußgänger lebensgefährlich, das neue Industriegebiet zu erreichen.

Der Entwurf des Regionalplans ist für den Wohnort Haaren außerordentlich nachteilig.
Eine drastische Verkleinerung der geplanten Gewerbefläche und die Ausweisung als lokales Gewerbegebiet ist nötig.

Allerdings beruft sich der Regionalplan auf zuvor mit jeder Kommune geführte Kommunalgespräche. Bad Wünnenberg ist sicher an einem florierenden Industriegebiet interessiert. Es macht aber keinen Sinn, hier immer mehr Arbeitsplätze entstehen zu lassen, und gleichzeitig die Wohnqualität zu entwerten. Es fehlte in der Vergangenheit an Investitionen, die Lebensqualität in Haaren zu erhalten, sowie an einem vernünftigen Verkehrskonzept. Einen neuerlichen Vorstoß der SPD mit drei Anträgen an den Rat der Stadt kommentierte das Westfälische Volksblatt nach der Ausschusssitzung mit dem Eindruck: “Aussicht auf eine erfolgreiche Umsetzung haben die in den Anträgen angestrebten Maßnahmen wohl kaum.“ Gefordert wurde ein Kreisverkehr im Kreuzungsbereich Bürener/Graf Zeppelin Str. sowie die Anbindung des Gewerbegebiets Piepenberg mit einem Geh- und Radweg, die Einleitung einer Dorferneuerungsmaßnahme im Ortskern und die Umleitung des Schwerlastverkehrs über die Graf Zeppelin Str. Wir dürfen gespannt sein, ob die Forderungen im Sande verlaufen.
Haaren hat nicht die Kurort-Karte gezogen, aber es kann einiges für die Wohnqualität hier getan werden.

B. Klute

 

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