Sonntag, 3. Juli 2022

Gedenkfeier auf dem Friedhof, Sonntagmorgen

 

 





Liebe  Schützenbrüder,  verehrte  Haarener  und  Haarenerinnen.
Wir  treffen  uns  wieder  wie  vor  Corona  am  Schützenfestsonntag  vor  dem  Haarener  Ehrenmal,  um  der  Kriegsgefallenen  und  der  verstorbenen  Schützenbrüder  zu  gedenken.  Ohne  unsere  Vorfahren  würden  wir  heu,te  nicht  hier  stehen.
Durch  die  Kriege,  die  auch  in  unserem  Dorf  eine  große  Zahl  an  Leben  forderten,  blieben  viele  Frauen  und  Kinder  alleine  zurück.
Ein  schreckliches  Schicksal,  das  sich  auf  keinen  Fall  jemals  wiederholen  darf. 
 


Doch  was  betrifft  uns  heute  noch  die  Vergangenheit?
Die  Bindung  zu  den  Geschehnissen  von  damals  nimmt  immer  mehr  ab.
Die  Erzählungen  aus  erster  Hand  schwinden  immer  mehr.  Doch  wir  alle,  besonders  wir  jungen  Menschen,  sollten  uns  mit  den  Themen  befassen  und  sie  nicht  in  Vergessenheit  geraten  lassen.
Denn  die  aktuellen  Ereignisse  in  Europa,  direkt  vor  unserer  Haustür,  machen  uns  klar,  dass  Krieg,  Terror  und  Vertreibung  kein  Thema  der  Vergangenheit  mehr  sind.  Man  hat  das  Gefühl,  dass  momentan  alles  aus  den  Fugen  gerät:
Europa  und  Deutschland  drohen  tiefer  in  den  Krieg  hineingezogen  zu  werden.  Waffenlieferungen  und  direkte  Vorfälle  zwischen  Russland  und  den  NATO-Staaten  könnten  die  Lage  eskalieren.  Mehrere  Millionen  Ukrainer  sind  auf  der  Flucht.  Einige  sind  bei  uns  im  Dorf  untergebracht.  Schon  heute  spüren  wir  alle  die  massiven  wirtschaftlichen  Folgen  des  Krieges  bei  Lebensmitteln,  Sprit,  Heizöl  und  Gas.
Man  sollte  meinen,  dass  man  aus  den  langen  Kriegen  des  letzten  Jahrhunderts  die  Lehre  gezogen  hätte,  dass  Krieg  kein  Mittel  der  Politik  mehr  sein  darf.
Doch  Regierungen  in  vielen  Teilen  der  Welt  sind  heute  immer  noch  so  engstirnig  und  wollen  Konflikte  durch  Gewalt  lösen.  Das  Leid  und  die  Armut,  die daraus  resultieren,  sind  unvorstellbar  groß.  Sie  sind  durch  keines  der  vorgeschobenen  Kriegsziele  zu  rechtfertigen.
 


Doch  was  heißt  das  für  unser  Leben  im  Dorf?
Trotz  aller  Ereignisse  in  der  Welt  dürfen  wir  als  Gemeinschaft  nicht  unsere  Werte  und  Pflichten  vergessen.
Wenn  man  sich  immer  wieder  vor  Augen  führt,  wo  wir  herkommen  und  wer  wir  sind,  sollte  es  in  keinem  Fall  heißen:  "Jeder  gegen  Jeden".  Stattdessen  sollten  wir  als  Gemeinschaft  Stärke  zeigen.  Dazu  gehört  es,  umsichtig  zu  handeln  und  nicht  nur  seine  eigenen  Interessen  zu  verfolgen.
Wenn  wir  damit  im  Kleinen  anfangen,  wird  diese  Einstellung  hoffentlich  Kreise  ziehen.
Wir  gedenken  heute  der  Gefallenen  und  Verstorbenen,  die  unserer  Gemeinschaft,  die  bis  heute  Bestand  hat,  ihr  Leben  lang  gedient  haben.
Wir  erinnern  uns  heute  an  diese  Menschen,  die  durch  Krieg,  Krankheit  oder  andere  Schicksale  von  uns  gegangen  sind.  Das  gibt  uns  Mut  und  Kraft,  zusammen  nach  vorne  zu  schauen  und  gemeinsam  für  unsere  Sache  einzustehen.
Lasst  uns  jetzt  insbesondere  auch  an  die  Verstorbenen  aus  unseren  Reihen  denken,  denen  wir  nicht  in  gewohnter  Weise  das  letzte  Geleit  mit  der  Abordnung  des  Schützenvereins  geben  durften,  da  es  uns  durch  die  Corona-Pandemie  nicht  erlaubt  war.
Liebe  Schützenbrüder,  wir  schauen  heute  mit  einem  Auge  auf  unsere  Vergangenheit.
Doch  mit  dem  anderen  Auge  müssen  wir  in  die  Zukunft  blicken  und  dabei  die
Lehren  aus  oer  Vergangenheit  ziehen.  Dabei  sollten  wir  unsere  alten  Werte  hochhalten:  

Glaube,  Sitte  und  Heimat.


Das  Blasorchester  wird  nun  zur  Kranzniederlegung  das  Lied  "Ich  hatt'  einen  Kammeraden"  spielen.
Ich  übergebe  an  den  Hauptmann.

 


 


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