Liebe Schützenbrüder, verehrte Haarener und Haarenerinnen.
Wir treffen uns wieder wie vor Corona am Schützenfestsonntag vor dem Haarener Ehrenmal, um der Kriegsgefallenen und der verstorbenen Schützenbrüder zu gedenken. Ohne unsere Vorfahren würden wir heu,te nicht hier stehen.
Durch die Kriege, die auch in unserem Dorf eine große Zahl an Leben forderten, blieben viele Frauen und Kinder alleine zurück.
Ein schreckliches Schicksal, das sich auf keinen Fall jemals wiederholen darf.
Doch was betrifft uns heute noch die Vergangenheit?
Die Bindung zu den Geschehnissen von damals nimmt immer mehr ab.
Die Erzählungen aus erster Hand schwinden immer mehr. Doch wir alle, besonders wir jungen Menschen, sollten uns mit den Themen befassen und sie nicht in Vergessenheit geraten lassen.
Denn die aktuellen Ereignisse in Europa, direkt vor unserer Haustür, machen uns klar, dass Krieg, Terror und Vertreibung kein Thema der Vergangenheit mehr sind. Man hat das Gefühl, dass momentan alles aus den Fugen gerät:
Europa und Deutschland drohen tiefer in den Krieg hineingezogen zu werden. Waffenlieferungen und direkte Vorfälle zwischen Russland und den NATO-Staaten könnten die Lage eskalieren. Mehrere Millionen Ukrainer sind auf der Flucht. Einige sind bei uns im Dorf untergebracht. Schon heute spüren wir alle die massiven wirtschaftlichen Folgen des Krieges bei Lebensmitteln, Sprit, Heizöl und Gas.
Man sollte meinen, dass man aus den langen Kriegen des letzten Jahrhunderts die Lehre gezogen hätte, dass Krieg kein Mittel der Politik mehr sein darf.
Doch Regierungen in vielen Teilen der Welt sind heute immer noch so engstirnig und wollen Konflikte durch Gewalt lösen. Das Leid und die Armut, die daraus resultieren, sind unvorstellbar groß. Sie sind durch keines der vorgeschobenen Kriegsziele zu rechtfertigen.
Doch was heißt das für unser Leben im Dorf?
Trotz aller Ereignisse in der Welt dürfen wir als Gemeinschaft nicht unsere Werte und Pflichten vergessen.
Wenn man sich immer wieder vor Augen führt, wo wir herkommen und wer wir sind, sollte es in keinem Fall heißen: "Jeder gegen Jeden". Stattdessen sollten wir als Gemeinschaft Stärke zeigen. Dazu gehört es, umsichtig zu handeln und nicht nur seine eigenen Interessen zu verfolgen.
Wenn wir damit im Kleinen anfangen, wird diese Einstellung hoffentlich Kreise ziehen.
Wir gedenken heute der Gefallenen und Verstorbenen, die unserer Gemeinschaft, die bis heute Bestand hat, ihr Leben lang gedient haben.
Wir erinnern uns heute an diese Menschen, die durch Krieg, Krankheit oder andere Schicksale von uns gegangen sind. Das gibt uns Mut und Kraft, zusammen nach vorne zu schauen und gemeinsam für unsere Sache einzustehen.
Lasst uns jetzt insbesondere auch an die Verstorbenen aus unseren Reihen denken, denen wir nicht in gewohnter Weise das letzte Geleit mit der Abordnung des Schützenvereins geben durften, da es uns durch die Corona-Pandemie nicht erlaubt war.
Liebe Schützenbrüder, wir schauen heute mit einem Auge auf unsere Vergangenheit.
Doch mit dem anderen Auge müssen wir in die Zukunft blicken und dabei die
Lehren aus oer Vergangenheit ziehen. Dabei sollten wir unsere alten Werte hochhalten:
Glaube, Sitte und Heimat.
Das Blasorchester wird nun zur Kranzniederlegung das Lied "Ich hatt' einen Kammeraden" spielen.
Ich übergebe an den Hauptmann.
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